El Hierro, Bürokratie und Venedig

Das ist der Blogbeitrag in dem ich über meine Reise nach El Hierro erzähle. Diese Geschichte braucht ein bisschen Kontext: Vicky und ich haben uns dazu entschlossen einen Kurztrip zu El Hierro (einer der westlichsten Insel der Kanaren) zu machen. Mit der Residencia und dem Documento de Viaje (das wird später noch wichtig) bekommt man 50% Rabatt auf Inlandsflüge. Also haben wir uns eine Insel, ein Hotel und Hin- und Rückflüge gesucht und natürlich angegeben, dass wir Residentes (Bewohner) von Las Palmas sind. Das Documento de Viaje kann man sich eigentlich im Internet ausdrucken, leider hat das bei mir nicht funktioniert. Vicky hatte das gleiche Problem und deswegen konnte sie mir die Nummer vom Ayuntamiento (Rathaus) geben. Sie hat einfach angerufen und der Mitarbeiter im Rathaus konnte es manuell freischalten.

 

Guter Hoffnung habe ich angerufen um den Fehler zu beheben, aber übers Telefon ließ es sich nicht klären, ich sollte vorbeikommen (aber nicht mehr heute, da gleich Feierabend sei). Leider hat das Rathaus ab 14 Uhr geschlossen und ich konnte nicht vorbeikommen. Und das bringt uns zu Freitag. Dem Tag der Reise.

 

8:00Uhr: Ich rufe beim Rathaus an um Bescheid zu sagen, dass ich komme, damit ich nicht so lange warten muss. Mit allen Dokumenten komme ich 20 Minuten später an und bekomme am Schalter eine Wartenummer. A 13. Im Moment war A4 dran. Es keimt eine kleine Panik in mir auf. In der Wartehalle habe ich ein Mädchen aus New York getroffen, die ein ähnliches Problem hatte. Wir saßen 60 Minuten da und haben uns unterhalten bis die nächste Person mit einem A aufgerufen wurde. Es war A5. Neben den A Nummern gab es auch noch V und S. Es hat jeweils durchschnittlich 3 Minuten gedauert, bis der nächste drankam. Jameelia (das Mädchen aus New York) hat sich zwischendrin Frühstück geholt. Soviel zum Thema, kommen Sie vorbei, das geht ganz schnell. Ich hatte noch 3h und 15 Minuten um nach San Telmo zum Bus zu kommen, der uns zum Flieger bringen würde.

 

Um 10:25 kam ich dann endlich dran. Ich hab der Mitarbeiterin erklärt was los ist und hab ihr alle Dokumente gegeben, die ich bisher bekommen habe. Sie hat mich im System gesucht, aber nicht gefunden. Die einzige Möglichkeit die ich jetzt noch habe um das Documento de Viaje zu bekommen  ist, dass ich meine Mietzahlungsbestätigung hole und mit der Kopie vom Mietvertrag wieder einreiche. Das hatte ich schon gemacht, vor einem Monat. Ich hatte die Bestätigung über die Mietzahlung auf meinem Handy, aber das ging nicht. Also bin ich nach Hause gesprintet, hab die Bestätigung auf meinen Stick gezogen und bin zum total überfüllten CopyShop gerannt. Unsere ehemalige Mitbewohnerin hat den Drucker mitgenommen. Hab es ausgedruckt und bin zurück zur Bushaltestelle gerannt, habe 8 Minuten auf den Bus gewartet und war wieder im Rathaus.

 

11:45 Uhr: Die beiden Mitarbeiter an der Rezeption kannten mich schon und haben mich komisch angeguckt. Ich habe ihn erklärt was ihre Kollegin zu mir gesagt hatte und wieder alle Dokumente vorgezeigt. Diesmal habe ich keine Wartenummer bekommen sondern ein anderer Mitarbeiter kam. Auch er hat mich nochmal im System gesucht und zu meiner großen Überraschung nicht gefunden. Es ist so als hätte ich noch nicht das Documento de Viaje beantragt. Um das zu tun brauch man vorher noch ein Antrag (den ich schon gestellt hatte, direkt nachdem ich meine Ausländernummer (NIE) bekommen habe). El Empadronamiento. Und hier liegt der Fehler des Rathauses (also abgesehen davon, dass sie meine Daten verloren haben). Wenn man sein Empadromiento beantragt hat, bekommt man eigentlich einen Zettel mit einer Bestätigung, den habe ich aber leider nicht bekommen und ich wusste auch nicht, dass man einen bekommt. Leider kann ich mich auch nicht mehr an die Person erinnern, die mir das ausgestellt hat und ohne den Zettel kann ich nicht beweisen, dass ich das alles schon beantragt habe. Der Mitarbeiter war sehr nett, im Gegensatz zum Rezeptionist, der mich angepammt hat, dafür das ich diesen Zettel nicht habe (den ich nie erhalten habe).

>>Wenn Sie das Dokument nicht haben waren Sie nicht hier, da können wir nix machen<<

 

11:05 Uhr: Ich verlasse niedergeschlagen das Rathaus, sie könne mir kein Documento de Viaje ausstellen und ich muss alles noch mal beantragen. Das dauert aber ein paar Tage. Mit allen Dokumenten und meinem Rucksack bin ich nach San Telmo gerannt. Auf den letzten Drücker und völlig verschwitzt bekomme ich den Bus noch. An diesem Punkt bin ich fix und alle. Jetzt gibt es drei Möglichkeiten. Möglichkeit 1: Keiner Fragt mich nach dem Dokument und alles ist gut. Möglichkeit zwei: Ich kann nicht mitfliegen und Vicky fliegt alleine. Und Möglichkeit 3: ich zahle die Differenz zwischen dem Residente Tarif und dem normalen Tarif.

 

 

Am Flughafen angekommen läuft soweit alles gut und wir kommen durch die Sicherheitschleuse und zu unserem Gate. Am Gate, was ganz am Ende des Flughafens ist #billigairline, haben wir an der Information gefragt ob ich fliegen kann (immerhin habe ich den Beweis, dass ich Residente bin (meinen Mitvertrag mit Zahlungsbestätigung, meine NIE und meine Immatrikulationsbescheinigung)). Die Frau war super freundlich und hätte mich auch fliegen lassen, doch dann kam ihre Chefin. >>Leider können wir Sie nicht ohne dem Documento de Viaje fliegen lassen. Gehen Sie doch einfach zum Binterschalter (unsere Fluggesellschaft) außerhalb der Sicherheitszone, dort können sie das Ticket umbuchen<<

 

 

Ich kann jetzt sagen, dass ich schon mal andersrum durch die Sicherheitskontrolle gegangen bin und der Sicherheitsmann (der sehr freundlich war) hat eine Geschichte zu erzählen. Am Binterschalter hatten wir erstmal eine ähnliche Situation. Eine der Mitarbeiterinnen hätte mich einfach wieder zurückgeschickt und mich fliegen lassen. Ihre Kollegin jedoch nicht. Mein Stresslevel ist nochmal durch die Decke geschossen. Also haben wir versucht das Ticket umzubuchen, von Residente zu Non-Residente. Um das zu machen mussten wir aber die Reisegesellschaft anrufen, bei der wir gebucht hatten. 30 Minuten später, nachdem alle mit allen telefoniert hatten (mittlerweile waren es drei Binter Angestellte, die Frau der Reisegesellschaft am Telefon  und Vicky und ich) war mein Handyakku fast leer und das Boarding hatte begonnen. Für 140€ hätte ich den Flug umbuchen können (für beide Flüge haben wir 40€ bezahlt), das fand ich ein bisschen teuer. Schlussendlich, fix und fertig konnten wir das Datum der ganzen Reise verschieben. Danke Vicky!

 

 

Damit nicht alles umsonst war und wir schon auf halben Weg waren hat Vicky vorgeschlagen nach Puerto de Mogan zu fahren. Puerto de Mogan ist gegenüber auf der anderen Seite der Insel von Las Palmas. Es ist eine wunderschöne Hafenstadt, sie wird auch das Venedig von Gran Canaria genannt, da es auch Wasserkanäle gibt. Wir hatten super leckeres, sehr typisch spanisches Essen und haben die wunderbare Aussicht Richtung Süd-Amerika genossen. Auf dem Rückweg haben wir den Expressbus nach Las Palmas genommen. Auch der Busfahrer kennt jetzt unsere Geschichte.

 

 

UPDATE:

 

Donnerstag eine Woche später: Ich habe jetzt mein Certificado de Viaje!!! Es ging echt schnell, ich hab der Mitarbeiterin alle Dokumente gegeben und 20 Minuten später war ich auf dem Weg zum CopyShop und habe das Documento de Viaje ausgedruckt. ¿Und das konnten sie letzten Freitag nicht machen? Jetzt ist erstmal Schluss mit Bürokratie.